Vorbereitungen auf den Brexit
Großbritannien ist ein wichtiger Markt für BestSilver und zum Teil bezieht das Unternehmen auch Waren von dort. Schon vor über einem Jahr hat Geschäftsführer Jörg Reeh damit begonnen, sich auf alle Eventualitäten einzustellen, auch auf einen harten Brexit. Denn neben Zöllen und Steuerbelastungen gilt es, auch bürokratische Veränderungen einzukalkulieren. Ende Februar hat Reeh seine Geschäftspartner in England besucht, um letzte Einzelheiten vor dem 28. März zu besprechen. Hier seine Eindrücke:
Es gibt so einiges, was richtig gut ist
„Auch, wenn ich immer ein bisschen befremdlich auf die Briten und ihre Schrullen gesehen habe, von ihren ständigen Wünschen nach einem besonderen Status in Europa mal ganz abgesehen, stelle ich schon bei der Ankunft in Manchester fest, wie schade es sein würde, wenn wir künftig erneut Visa benötigen und das Reisen wieder komplizierter wird“, sagt Reeh. Aber es gäbe so einiges, was in Großbritannien einfach gut ist: „Das fängt beim Aussteigen aus dem Flugzeug an, wo alles seine geordneten Bahnen geht“, so der BestSilver-Chef weiter. „Alle gehen links durch die Gänge und Gates und nicht wild durcheinander wie bei uns“. Am Bahnhof des Airports gäbe es ausreichend besetzte Schalter für den Ticketkauf, will man nicht an einem der vielen funktionierenden Automaten ein Ticket kaufen. Auch bei den öffentlichen Toiletten unterscheide sich das Land deutlich von dem, was einem in Deutschland häufig geboten werde. „Egal, wo man eine öffentliche Toilette aufsucht“, so Reeh, „es ist immer alles picobello sauber!“ Klar könne man überall mit Karte zahlen – immer auch berührungslos – sodass man ohne Geld wechseln zu müssen, gut durch das Land komme. „Die Züge kamen pünktlich und, ganz wichtig, das kostenlose WLan im Zug funktionierte perfekt. An jedem Platz gibt es eine Steckdose, oft auch mit USB Stecker“. Allein das Hotel, klassisch im Landhaus Stil, zeigte die typisch britischen Probleme: Einfachverglasung und schlecht geheizte Zimmer. „Englische Waschbecken haben zwei Wasserhähne“, sagt Reeh, „einen links außen, kochend heiß, und einen rechts außen, eisekalt. Einhandmischer scheinen unbekannt“. Entschädigt habe ihn allein das English Breakfeast mit Toast, Eiern, Bacon, Würstchen und Baked Beans.
„Hope for the best, expect the worst“
Nicht nur die Europäer sind von der Unsicherheit genervt, britische Geschäftsleute sind es noch viel mehr. Da keiner genau weiß was kommt, kann man auch nicht planen. Und nichts hasst die Geschäftswelt mehr, als unsichere Erwartungen. „Zu den Brexiteers scheinen vor allem jene zu gehören, die wenig von wirtschaftlichen Verpflichtungen wissen“, meint Reeh, glücklicherweise gehörten seine Geschäftspartner nicht dazu. „Hope for the best, expect the worst“ (Hoffe das Beste, erwarte das Schlimmste), lautet die Devise und so hat sich BestSilver gemeinsam mit seinen englischen Geschäftspartnern auf alle möglichen Szenarien eingestellt:
- No Deal: Wenn am 30. März tatsächlich alles zusammenbricht und sich Großbritannien ohne „Deal“ aus der EU verabschiedet, wird sich der Warenverkehr drastisch verändern. Quasi über Nacht werden sich die LKW mit Waren von und nach England wieder auf langwierige Zollabwicklungen einstellen müssen. Das wird sehr viel Zeit kosten und wahrscheinlich zu kilometerlangen Staus führen
- Mit Deal: Wenn sich Großbritannien noch vor dem 28. März auf einen Deal verständigt, ist davon auszugehen, dass das Vereinigte Königreich einen ähnlichen Status innerhalb der EU wie die Schweiz oder Norwegen erlangt, der mit bestimmten Erleichterungen bei der Zollabwicklung einhergehen wird.
Derzeit mehren sich die Anzeichen, die von einer Verschiebung des Brexit ausgehen. Doch egal, ob „Deal or no deal“ oder eine Verschiebung – BestSilver hat seine Lagerbestände mit Silbertextilien aus Großbritannien aufgestockt, so dass es auch nach einem no deal Brexit nicht zu Lieferengpässen kommen wird. Bei der ganzen Diskussion um den Brexit betont der BestSilver Geschäftsführer aber, dass sich für die Endverbraucher nichts ändern wird.
Besuch auf der Farm von Isaac Newton
Am Rande seines Besuchs in England hat Jörg Reeh auch die Farm von Isaac Newton besucht und natürlich auch den Apfelbaum besichtigt, unter dem Newton einst lag, als ihm ein Apfel auf den Kopf fiel und er die Schwerkraft entdeckte. Sein Interesse für Apfelbäume kommt übrigens nicht von ungefähr, schließlich hat BestSilver seinen Sitz in Buxtehude, am Tor zum Alten Land, Europa’s größtem Apfelanbaugebiet mit geschätzt mehr als 12 Millionen Obstbäumen. „Überall im Land kann man Denkmäler entdecken“, sagt Reeh. Egal ob Schlösser, Industriedenkmäler oder besondere Gärten – alles sei vom National Trust bestens organisiert. In den kleinen Städten finde man zudem etwas, was es bei uns schon lange nicht mehr gibt: Schlachtereien, Bäcker, Milchgeschäfte und neben den großen Ketten auch viele individuelle Läden, die hier wie dort unter den Online-Riesen zu leiden haben.