Mit der MS Tavastland ins Eismeer
Seit Jörg Reeh vor fünf oder sechs Jahren im Hamburger Abendblatt einen Bericht gelesen hat, träumt er schon davon, einmal mit einem Frachtschiff ins Eismeer zu fahren. Bislang war es immer an Terminschwierigkeiten gescheitert, denn die einzigen beiden Passagierkabinen an Bord der MS Tavastland sind lange im Voraus ausgebucht. In diesem Februar ist es endlich soweit. Am Abend des 16. Februar 2018 besteigen er und seine Begleiterin Sabine die Gangway, während ihr Gepäck über einen Ladekran an Bord gehievt wird.
16. Februar: Es geht an Bord
Einer von der Decksmannschaft nimmt die beiden in Empfang, klärt über Sicherheitsvorschriften auf und trägt ihnen sogar das Gepäck bis in die Kabine auf Deck 6. Die Kabine ist wie beschrieben: klein mit Stockbetten und Nasszelle. Auf dem gleichen Deck befinden sich auch die Aufenthaltsräume, die Kombüse, die Messe und das Deck Office. Aus dem kommt der Kapitän und stellt sich als „Thomas“ vor. Auch die Mannschaft spricht uns mit Du an – schließlich sind wir auf einem schwedischen Schiff. Bettwäsche, Handtücher und Kaffeepötte sind auch schwedisch und erinnern an ein großes SB-Möbelhaus. Augenscheinlich stammt auch alles von dort. Die Gäste erfahren, dass die MS Tavastland 2006 in Finnland gebaut wurde und mit Heimathafen Göteborg unter schwedischer Flagge fährt. Zur Besatzung gehören gerade mal 12 Mann, wobei die Offiziere Skandinavier sind und die Decksmannschaft vornehmlich von den Philippinen stammt. Mit einer Länge von über 190 Metern und einer Breite von gut 30 Metern, hat die MS Tavastland eine Tragfähigkeit von 15.960 Tonnen.
Übrigens: Die MS Tavastland ist ein so genanntes „certified-no-alcohol-ship“. Schon an der Gangway macht ein Schild darauf aufmerksam, dass Alkohol an Bord nicht erlaubt ist und Mannschaft und Passagiere auch auf Alkohol kontrolliert werden dürfen.
Die Abfahrt verzögert sich
Thomas informiert die Passagiere, dass sich die für 23.00 Uhr geplante Abfahrt verzögert, weil man noch auf das Bunkerschiff mit dem Treibstoff wartet. Jörg und seine Begleiterin machen sich mit den beiden anderen Passagieren bekannt, unternehmen einen Rundgang und schauen beim Verladen zu Sie erfahren, dass die Container auf der Strecke nach Finnland eher leer sind. Es handelt sich um Spezialcontainer, die für den Transport von Papier in Jumborollen entwickelt wurden und für die das Schiff speziell optimiert wurde. Und so ist die MS Tavastland auch auf Jahre hinaus von der Stora Enso für den Papiertransport gechartert. Schließlich kommt das Bunkerschiff , oder Film aber die beiden sind müde und gehen in die Koje. Und just in dem Moment, in dem sie liegen, legt auch das Schiff endlich ab und die beiden verpassen die Ausfahrt aus der Trave.
17. Februar: Sicherheitsübung für alle
Jörg und Sabine haben die erste Nacht gut geschlafen. Die Essenszeiten an Bord sind etwas gewöhnungsbedürftig. Dem Rhythmus des Dienstes angepasst, gibt es Frühstück um 8.00, Mittag um 12.00 und Abendessen um 18.00 Uhr. Der Koch ist Schwede, guckt immer mürrisch, ist aber echte Spitze. Alle essen in der Messe, aber getrennt nach Offizieren, Decksmannschaft und Passagieren. Ans Schwarze Brett hat der dritte Offizier geschrieben: Sicherheitsübung für alle auf der Brücke um 13.00 Uhr. Diese Übungen werden auf jeder Fahrt gemacht, damit jeder weiß, wer für was im Notfall auf dem Schiff zuständig ist und was jeder zu machen hat. Zur Belustigung von Sabine steigt auch Jörg in einen Überlebensanzug ein und hofft, dass er im Fall der Fälle ebenfalls Hilfe von der Mannschaft bekommt, denn allein ist es kaum zu schaffen, in diese Anzüge einzusteigen. Der Nachmittag verläuft relativ ruhig mit etwas Training im Fitnessraum, Spaziergängen an Deck, Zuschauen auf der Brücke, Essen, Lesen und Kniffel spielen. Am Abend passiert die MS Tavastland Öland und Gotland.
18. Februar: Die ersten Eisschollen in Sicht
Heute ist Sonntag und es gibt um 10.00 Uhr Frühstück, um 15. Uhr ein sattes Mittagessen und das war es dann auch. Es ist ein klassischer Seetag: das Schiff lässt Åland steuerbord liegen und fährt in den Bottnischen Meerbusen ein. Keine besonderen Vorkommnisse: Mittags besuchen Sabine und Jörg die Sauna und den Fitnessraum. Die gute Seeluft macht müde, also gehen sie früh ins Bett. Am späten Abend beginnt es zu rumpeln. Auf der Höhe von Vaasa treiben die ersten Eisschollen auf dem Meer. Später in der Nacht wird Jörg nochmals wach und hört das Eis regelmäßig gegen die Bordwand schlagen. Am nächsten Morgen dann die ersten Eisschollen.
Hier geht es weiter zum zweiten Teil.