Mode zum Schnäppchenpreis und ihre Folgen
Hosen flicken, Strümpfe stopfen oder einen Knopf annähen? Statt wie noch vor Jahren auf die Kleidung besonders zu achten oder sie zu reparieren, schmeißen wir sie heute einfach weg. Fast fashion lautet die Devise, schließlich fluten die großen Modeketten alle paar Wochen ihre Läden mit den neuesten Kollektionen zum Schnäppchenpreis.
Polyester macht fast fashion erst möglich
Wie Spiegel online in der Ausgabe 08/2017 berichtet, hat der Einsatz von Polyester in der Textilindustrie den rasanten Aufstieg der Fast-Fashion-Ketten überhaupt erst möglich gemacht. Und während Plastiktüten inzwischen als Umweltsünde gelten, kommt mittlerweile mehr als 60 Prozent der Kleidung nicht mehr ohne Polyesterfasern auf den Markt. Inzwischen kann ein Laie ein klassisches Cotton-Shirt nicht mehr von einem T-Shirt mit einem Polyesteranteil von bis zu 80 Prozent unterscheiden. Dieser rasante Anstieg der Kunstfasern führt auch zu unabsehbaren Folgen für die Umwelt. Denn bei jeder Wäsche werden Mikropartikel aus den Kunststofffasern herausgespült, die über die Meere und das Grundwasser wieder im Nahrungskreislauf landen. Nur wenige Mikrometer groß und biologisch nicht abbaubar, kann der Abrieb der Polyesterstoffe auch von modernen Kläranlagen nicht herausgefiltert werden, so dass die winzigen Teilchen bereits in Speisefischen und Meeresschnecken der Ost- und Nordsee nachgewiesen wurden.
Die Folgen von fast fashion werden ausgeblendet
Diese Folgen für die Umwelt und die Gesundheit haben die wenigsten Verbraucher im Blick. Und obwohl wir alle wissen, was unsere Billigklamotten für die Textilarbeiterinnen in Fernost bedeuten, blenden wir auch das Wissen über Hungerlöhne und die Bilder von den Opfern des Rana Plaza Fabrikgebäudes vor ein paar Jahren aus und shoppen fröhlich weiter. Puls, das junge Programm des Bayerischen Rundfunks, zeigt in einem Video, was Fast Fashion in Zahlen bedeutet:
- Jedes Jahr kaufen die Deutschen 60 neue Kleidungsstücke.
- Das ist mehr als doppelt so viel wie noch 2010.
- Das ausgegebene Geld hat sich dabei aber nicht verdoppelt.
- 40 Prozent der Kleidungsstücke werden selten oder nie getragen.
- Eine Mio. Tonnen Textilien landen jedes Jahr in der Altkleidersammlung.
- Von einem T-Shirt für 29 Euro verbleiben 18 Cent bei den Arbeitern in Fernost.
So kann und darf es nicht weitergehen
Auch wenn der ständige Preiswettkampf Hersteller zu immer drastischeren Maßnahmen verleitet, haben sich Unternehmer wie Wolfgang Grupp von Trigema oder Jörg Reeh von BestSilver bewusst für einen anderen Weg entschieden, der nicht auf Kosten der Arbeiter und Arbeiterinnen in den Billig-Nähstuben der Welt geht. Statt dem Preisdruck nachzugeben, Polyesterfasern zu favorisieren und die Produktion nach Fernost zu verlagern, setzten diese Unternehmer ganz bewusst auf Textilien aus hochwertiger Baumwolle und produzieren nur in Deutschland oder im benachbarten EU-Ausland.