Auf dem Jakobsweg von Sahagún bis oCebreiro
Gunter und Thomas sind gestern in oCebreiro angekommen. Der kleine Ort am Jakobsweg hat durch ein von der katholischen Kirche anerkanntes Hostienwunder aus dem Jahr 1300 seine Bekanntheit erzielt. Von oCebreiro – der Wirkungsstätte von Pfarrer Don Elías Valiña Sampedro – gingen bedeutende Impulse für die Neubelebung des Camino aus.
Der heißeste Tag der Woche
14. August: Zu ihrer 8. Etappe – von Sahagún nach El Burgo Ranero – starten unsere Pilger relativ spät. Sie sitzen erst kurz nach sieben am Frühstückstisch der Herberge. 18 Kilometer liegen vor Gunter und Thomas und heute soll es sehr heiß werden: über 35 Grad! Der Weg verspricht wieder relativ monoton zu werden: Es geht über 18 Kilometer immer entlang einer wenig befahrenen Landstraße. Die Freunde hätten auch die Alterativroute nehmen können, doch sie bleiben lieber auf dem Camino Real, dem „königlichen Weg“. Glücklicherweise gibt es viele schattenspendende Bäume. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreichen sie den kleinen Ort Bercianos del Real Camino, wo sie im schattigen Innenhof einer Herberg eine Pause einlegen. Dort lassen sie sich ein Bocadillo con Chorizo, Queso y Tomate (Sandwich mit Wurst, Käse und Tomate) schmecken. „Mehr Entspannung geht nicht“, schreibt Gunter. Um Viertel vor zwölf machen sie sich in der sengenden Sonne wieder auf den Weg. Es geht entlang an Äckern und Wiesen, bis sie etwa zwei Stunden später ihr heutiges Ziel El Burgo Ranero erreichen. „Es geht uns gut“, schreibt Gunter, „keine Blasen, dank der Silbersocken an den Füßen!“
Start vor Sonnenaufgang
15. August: Heute geht es in das 19 Kilometer entfernte Mansilla de las Mulas. Die beiden Pilger haben sehr wenig geschlafen, es war einfach zu heiß im Zimmer der Herberge. Sie stehen deshalb ganz früh auf und bekommen sogar in einer Cafeteria ein Frühstück: Statt Croissants gibt es nur Magdalenas (spanische Muffins), aber was soll’s? Immerhin wird ihnen frisch gepresster Orangensaft und ein leckerer Cafe con Leche angeboten. Als sie um zwanzig vor sechs im Dunkeln wieder auf dem Jakobsweg starten, ist es angenehm kühl – absolut ideal zum Pilgern! „Die Monotonie der Landschaft hat etwas sehr meditatives an sich“, schreibt Gunter, „gefällt mir immer mehr!“. Mit ihrem langsamen, aber entspannenden Lauftempo kommen sie in einem Rutsch nach 13 Kilometern und dreieinviertel Stunden später in Reliegos an. Vor einer Herberge finden sie ein schattiges Plätzchen unter Bäumen und lassen sich eine Tortilla schmecken. Eine dreiviertel Stunde später machten sich die beiden Buxtehuder wieder auf den Camino. Es ist leicht bewölkt – also bestes Pilgerwetter. Schon um halb eins erreichen sie Mansilla de las Mulas und finden gleich eine Herberge mit einem schönen Garten. Es folgt das übliche Procedere: duschen, Wäsche waschen, Tagebuch schreiben und relaxen, bis sie gegen 19.00 Uhr zum Pilgermenü Platz nehmen können.
So richtig tiefenentspannt
16. August: Das Ziel heute ist León, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Kurz vor halb sieben geht es schon ohne Frühstück los. Gut 18 Kilometer liegen vor den Pilgern. „Die Stille ist herrlich und total entspannend“, schreibt Gunter. „Man blickt noch in den dunklen Nachthimmel und findet so richtig zu seiner Mitte – einfach traumhaft schön!“ So entspannt erreichen Gunter und Thomas nach sechs Kilometern das Dorf Puente Villarente. Sie setzen sich vor eine Cafeteria und frühstückten. Zurück auf dem Jakobsweg sind beide so richtig tiefenentspannt und laufen die letzten 12 Kilometer in einem Rutsch durch. Je näher sie León kommen, umso größer wird der Autolärm – nicht gerade berauschend. Eigentlich wollten die Freunde heute noch mit dem Bus nach oCebreiro weiterfahren. Sie ändern ihre Pläne, denn sonst wären sie dort wohl erst gegen 20 Uhr angekommen und hätten kein freies Bett mehr gefunden. Also übernachten sie in León in einem Benediktinerkloster, wo Gunter schon zweimal zuvor gewesen ist.
Heute wird pausiert
17. August: Gunter ist froh, dass er am Vorabend noch die Tickets für die Busfahrt klargemacht und auf seinem Smartphone gespeichert hat, denn der Bus ist komplett voll. Um viertel nach zehn geht’s los in Richtung Piedafitra do Cebreiro. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt mitten durch die Berge. Kaum angekommen, steigen sie um in ein Taxi, um die restlichen fünf Kilometer nach oCebreiro zu fahren. Um viertel nach eins erreichen sie das keltische Dorf, wo sie sich vor ihrer Herberge in eine lange Pilgerschlange einreihen müssen. Am Nachmittag kauft Gunter eine Muschel aus reiner Bronze, seine zweite, die etwas rundlichere ziert bereits den Buxtehuder Weg zu Hause.
Zu guter Letzt wieder ein kurzes Video mit Impressionen vom Jakobsweg: